Vom nachhaltigen Umgang mit Gebäuden
Nachhaltigkeit in der Stadtplanung bedeutet vor allem Umnutzung von Gebäuden, die für die bisherige Funktion nicht mehr geeignet sind oder nicht mehr ihrem Flächenbedarf entsprechen. Vor jedem Abriss – von Wohn- wie Gewerbebauten – sollte deshalb die Frage stehen: Wie kann das Gebäude anders genutzt werden?
Weil die Kombination von Gebäudetyp und Nutzung zig verschiedene Möglichkeiten ergibt, ist das Thema sehr vielschichtig: Einerseits die Frage: Was kann man aus einer Fabrik, einer Bank, einer Kirche etc. machen? Und andererseits: Welche Gebäude kann man etwa zu einem Theater, einem Mehrgenerationenwohnhaus etc. umbauen?
Aus aktuellem Anlass schauen wir uns an, wo zwischen Schaffhausen und Bregenz in „recycelten“ Gebäuden Theater gespielt wird. Drei Beispiele aus drei Städten in den Bodenseeländern – so unterschiedlich wie die Geschichte der Städte selbst:
In Schaffhausen wird im November das Theater Bachturnhalle offiziell eröffnet, nachdem die Halle schon vorher mit dem Sommertheater getestet werden konnte. Turnhallen kommen eher selten auf den „Gebrauchtbautenmarkt“, weil die alten meistens abgebrochen werden, um an der Stelle eine neue Turnhalle zu bauen. Bei der Sekundarschule Bach am nordöstlichen Rand der Altstadt ist es so, dass die alte Turnhalle unter Denkmalschutz steht, aber nicht mehr für den ursprünglichen Zweck geeignet ist. Es konnte also über eine Umnutzung des Gebäudes diskutiert werden. Da die Schulgebäude der Stadt gehören, wurde die Sanierung von ihr übernommen, während der Innenaus- und Umbau zu einem Theater, vom Barbereich bis zur Zuschauertribüne, von Stiftungen, Spendern und Sponsoren finanziert wurde, was in der Schweiz häufiger vorkommt als im „großen Kanton“ auf der anderen Seite der Grenze. Die Tribüne ist komplett aus Holz und wurde so gebaut, dass sie für andere Nutzungen auch wieder abgebaut werden kann.
www.bachturnhalle.ch
In Konstanz steht das Stadttheater in beengter Lage in der Altstadt, wo es vor Jahren schon schwierig war, an der Seite nur den Platz für einen Aufzugsturm zu finden. Deshalb suchte es immer Orte, an denen außerhalb des Hauptgebäudes Theater gespielt werden konnte.
Nach der Aufgabe des Güterbahnhofs Konstanz durch die Deutsche Bahn bekam das Stadttheater 1993 eine der früheren Güterhallen am Bahnhof, um sie als zusätzliche Spielstätte für experimentelles und junges Theater zu nutzen. Erst Jahre später wurde das Gebäude gründlich renoviert, ohne dabei das historische Ambiente zu ändern. Dabei wurde an der Nordseite ein rundum verglastes Foyer mit einer Bar und Toiletten angebaut, der Foyerraum selbst wird seit Abschluss der Arbeiten zur Spielzeit 2008/2009 für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen und Podiumsdiskussionen genutzt. Bei entsprechendem Wetter gehen die Gespräche danach auch auf der früheren Laderampe vor dem Eingang weiter.
www.theaterkonstanz.de
Bregenz, die westlichste Landeshauptstadt Österreich, ist vor allem durch die Festspiele auf der Seebühne bekannt, hat aber – zwischen den kulturellen „Leuchttürmen“ Vorarlberg Museum und Kunsthaus – auch das Vorarlberger Landestheater. Für darüber hinaus gehende Theaterproduktionen wurde 1996 das Theater KOSMOS gegründet, das 2005 in die frühere Schoeller’sche Kammgarnspinnerei umziehen konnte. Die ganze, etwa einen Hektar große Fabrikanlage wird heute sehr vielfältig genutzt, vom Restaurant Kesselhaus bis zum heute schon fast obligatorischen Yoga-Studio. Das Theater ist etwa in der Mitte des Sheddach-Gebäudes, und auch innen erinnert noch einiges an die industrielle Vergangenheit.
www.theaterkosmos.at
Weitere Theater:
Auf der Südseite des Bodensees gibt es noch weitere Kleintheater, die in früheren Industrie- oder Eisenbahngebäuden untergebracht sind: z.B. die Theaterwerkstatt Gleis 5 (Lokremise) in Frauenfeld, das Theaterhaus Thurgau (Lagerhalle) in Weinfelden und die Lokremise in St. Gallen.
Text: Patrick Brauns