D – Konstanz | Dass gemeinsam mehr geht, zeigen derzeit eindrücklich die Initiatoren der internationalen Bewegung „Seebrücke“. Denn über 34.000 Tote in 25 Jahren sind genug. Seit der Gründung im Juli 2018 haben sich bis heute schon rund 30 Städte in Deutschland solidarisch erklärt. Täglich werden es mehr. Auch die Großstadt Bodensee ist aktiv.
Unter dem Motto „Seebrücke – schafft sichere Häfen“ geht es im Kern um die Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme der Menschen, die fliehen mussten. Seit 1993 sind über 34.000 Menschen an den Außengrenzen der EU gestorben. Eine ganze Stadt. Wie man auch als Einzelner dazu beitragen kann, dass sich die Situation verbessert, zeigen beispielsweise die Macher der Konstanzer Gruppe. „Ich hatte in den Nachrichten über diese bundesweite Aktion gehört und wollte unterstützen“, so Katrin Brüggemann. Doch wie? Alleine? Sie stößt in Facebook auf einen Konstanzer Post zum Thema. Ebenso wie Daniela Frey und noch fünf weitere. Sie verabreden sich. „Wir haben innerhalb von zehn Tagen eine Demo auf die Beine gestellt. Ich war selbst beeindruckt, wie schnell das ging“, so Daniela Frey. Das war im Juli 2018. Seit Oktober ist Konstanz, nach Zustimmung vom Gemeinderat, offiziell ein „sicherer Hafen“. Eine der Hauptaufgaben der Seebrücke ist es, die Städte und Gemeinden davon zu überzeugen, dass über das normale Flüchtlings-Kontingent hinaus noch Menschen in Seenot aufgenommen werden. Unmöglich?
Konstanz ist ohnehin bekannt für seine Wohnungsnot, dazu fehlen derzeit rund 300 Plätze in der Anschlussunterbringung für Flüchtlinge. Und jetzt noch mehr?! „Es geht hier ums nackte Überleben“, so Katrin Brüggemann. Dass die Mittelmeerstaaten das nicht alleine packen, sei klar. Daniela Frey ergänzt: „Das steht einfach nicht zur Diskussion. Man muss helfen. Wie es nachher weitergeht, ist verhandelbar.“ Man muss sich bewusst machen, dass in der Regel kein Mensch seine Heimat freiwillig verlässt. Welche Bedeutung die Initiative hat, ist auch daran zu sehen, dass an der Hauptstelle in Berlin mittlerweile zwei Halbtagsstellen fest besetzt sind. Sie betreiben unter anderem die Website, drucken Flyer oder organisieren Treffen aller Sicherer-Hafen-Städte. Das nächste ist am 19. März in Berlin. In der Großstadt Bodensee sind derzeit in folgenden Städten noch Menschen in dieser Sache aktiv: Friedrichshafen, Ravensburg, Hohenems (AT) und Winterthur (CH). Diese sind jedoch noch nicht offiziell, also durch die Stadt, als „sicherer Hafen“ anerkannt. Die Konstanzer Gruppe trifft sich, nach Absprache, etwa alle zwei bis drei Wochen und freut sich über jede Unterstützung.
konstanz@seebruecke.org, www.seebruecke.org und auf facebook
Text: Tanja Horlacher