Das Schweizerische Architekturmuseum zeigt bis April die Ausstellung „Was wäre wenn“, bei der nicht ausgeführte Architekturentwürfe im Mittelpunkt stehen. Was zunächst ungewöhnlich klingt, ist durchaus spannend, denn tatsächlich wird viel mehr entworfen, als letztendlich gebaut wird.

Trotz intensiver Bautätigkeit der Schweiz stellt das Gebaute nur die Spitze des Eisbergs dar. Auch viele gute Ideen werden nie umgesetzt. Kamen die Entwürfe vielleicht zu kühn oder zu utopisch daher und fehlte der Mut, sie zu realisieren? Ist das weitreichende Mitbestimmungsrecht, das die Schweiz ihrer Bevölkerung bei der Entscheidung zur Umsetzung von Bauprojekten einräumt, eine gute Bauherrin? Oder sorgt das demokratische Mitspracherecht gar für weniger Innovationskraft?

Unvergessen
Ob verloren, verneint oder verändert – viele Architekturentwürfe machen bis heute von sich reden, obwohl sie nie ausgeführt wurden. Diese herbeigesehnten, aber nicht realisierten Werke sind keine Einzelschicksale, sondern gehören zum Alltag jedes noch so erfolgsverwöhnten Architekturbüros. Selbst Entwürfe von Le Corbusier, Mario Botta oder Herzog & de Meuron wurden abgelehnt.

Im Dialog mit fast zwei Dutzend Architekturinstitutionen aus allen Landesteilen, dabei auch Architekturforen aus der Ostschweiz, aus Winterthur, Schaffhausen und Zürich, hat Kurator Andreas Kofler eine repräsentative Auswahl aus einem schier unendlichen Fundus zusammengestellt. Gefragt wurde, welche nicht realisierten Bauwerke in der jeweiligen Region – egal ob positiv oder negativ konnotiert – immer wieder zur Sprache kommen, weil sie in den Köpfen weiterleben. Die Ausstellung gewährt nun Einblicke in die Verschiedenartigkeit dieser Bauvorhaben. Besucher*innen können Entwürfe entdecken und sich überlegen, wie die Schweizer Baukulturlandschaft aussehen könnte, wenn diese Projekte realisiert worden wären.
Die Summe der Vorhaben zeichnet laut Ausstellungsmacher das Bild einer alternativen Schweiz, in der der Mut zur Utopie größer ist als die Angst vor Fehlern. Die Ideen hinter den vielfältigen Entwürfen sind weiterhin wichtige Impulsgeber, sodass die gedachten Bauvorhaben das Wesen der Architektur möglicherweise noch mehr verkörpern als das, was materiell Gestalt angenommen hat.

bis 07.04.
Schweizerisches Architektur-Museum
Steineberg 7
CH-4001 Basel
www.sam-basel.org

Beitragsbild: S AM Ausstellungsansichten „Was wäre wenn“ | Foto © Tom Bisi