Wenn die Welt untergeht, geh ich an den Bodensee, denn hier kommt ja bekanntlich eh alles erst zehn Jahre später!
Untergang hat Hochkonjunktur in diesen Zeiten; doch ganz ehrlich: wo denn sonst, wenn nicht hier würden wir lieber sein wollen?!? Man kann über den viiiel zu heißen Sommer schimpfen oder den „Wahnsinns-Sommer“ in Erinnerung behalten. 26 Grad warmes Wasser, Dauersonnenschein als touristische Gratisdreingabe und die Wärme ließ den See – Kieselalge sei Dank! – so türkis wie die Karibik erscheinen. Was haben wir vor gefühlt 20 Jahren geunkt, als sich die See-Metropolen rund um Überlingen als Vermarktungsgemeinschaft „Südsee“ positioniert haben. Geradezu visionär, aus heutiger Sicht!
Die Region ist oft die große weite Welt, bloß halt im Kleinen: zu große Trockenheit auf der einen Seite des Sees, heftige Unwetterüberschwemmungen auf der anderen. Fast zeitgleich. Was „im großen Ganzen“ für Verwerfungen sorgt, wirkt auch „hier im Kleinen“ kräftig. Der Klimawandel sorgt für längere und trockenere Perioden und heftigere Stürme – so wird es seit ebenfalls 20 Jahren vorhergesagt. Geglaubt haben‘s nur die Wenigsten und selbst heute leugnen noch leider mehr als genug die menschgemachte planetarische Erwärmung.
Doch während die einen noch Zetern und Hadern, reagieren die anderen und nutzen die Möglichkeiten: hitzeresistentere Landwirtschaft ein Megatrend. BaWü-Kretschmanns Hass auf kleine Steingärten, wird international im Großen erhört und die „maximalbegrünte Stadt“ wird zusehends betongraue Bauklotz Ansammlungen verdrängen. Mit grünen Fassaden und Dächern drückt man urbane Hitzewallungen um erträglichere zwei Grad und tut auch noch was für gesündere Luft. Wir erinnern uns: die Menschheit ringt gerade global um zwei Grad. Dazu sieht‘s auch noch extrem lebensbejahend aus, statt depressivdauergrau.
Der Ansatz, hier vor Ort etwas zu tun, was sofort spürbar zu mehr Lebensqualität führt, ist denn auch der einzige, der die Global-Quengler zum Schweigen zu bringen vermag: Kann ja sein, dass rein rechnerisch wir hier nur verhältnismäßig wenig tun können, selbst wenn wir viel täten, um das Welt-Klima zu beeinflussen. Aber wenn‘s wenigstens hier unmittelbar wirkt? Was spricht dagegen (außer Dauernöhler)? Viel spricht einfach dafür!
Und vieles ist Stimmungs-Sache (und Mache!): Erinnert sich noch wer an Corona? Einen Mega-Sommer lang gab‘s fast keine dunklen Wolken am Horizont. Und so haben wir zumindest jede Menge Sonne getankt, um die etwas trüberen Aussichten besser wegstecken zu können, ja genau, als anderswo.
Und wenn die Sonne dann wieder untergeht, wissen wir: Sie geht mit steter Kraft auch wieder auf. Und zwar kaum woanders schöner als hier am See. Auch das ist „Untergangs-Stimmung“…