„Worauf Sie sich verlassen können“ wurde bei den Veranstaltern offenbar falsch aufgefasst: Jetzt sind sie vielerorts verlassen!

Was herrschte doch Euphorie und sogar in echt eitler Sonnenschein, als mit Beginn des Sommers rund um den großen Teich wieder „mehr möglich war“ und sogar „mehr los“. Veranstaltungen waren wieder, wenn auch „mit Vorsicht“ zu genießen: Festivals, Open Airs, Sportevents, Messen, Get-Togethers, Ausstellungen, Konzerte, Theater und sogar Partys belebten nicht nur unseren Veranstaltungskalender zusehends. Die Macher quälten sich und ihre Mitarbeiter aus der Kurzarbeit setzten mit deutlichem Mehraufwand – bis heute! – aufwändige hygienische Konzepte um, akzeptierten vorgegebene Besucherreduzierungen, Sitz- und Stehabstände, organisierten mehr Aufsichtspersonal und versprühten neben Dunstwolken von Desinfektionsmitteln ordentlich Zuversicht.

„Die Menschen“ waren ja so „ausgehungert“ nach Kultur, nach Anlässen, auf denen man sich wieder „live“ begegnen können sollte, nach Feiern. Oft hieße es: „wenn Ihr wieder aufmacht, sind wir aber sowas von als allererstes wieder da, wir können‘s ja kaum erwarten …“

Und so warteten die lieben, engagierten Veranstalter in allen Bereichen, in allen Orten mit freudig glänzenden Augen. Und übrigens mit ihnen so mancher Gastronom, und mancher Händler und einige Freizeit-Locations.

Doch – oh weh – die „kulturell Ausgehungerten“ blieben größtenteils asketisch abstinent in ihrer bequemst ledernsofaeingerichteten Einsiedelei – und die Kultur- und Eventmacher vielerorts ziemlich für sich. Und zwar Querbeet. Selbst Top-Fußball-Bundesligisten wehklagen via Boulevard über das „Ausbleiben der Fans“; Schauspieler spielen vor ausgedünnten Theater-Reihen, Feuilletons titelten von „dramatischen Besuchereinbrüchen“, Musiker begrüßten die Zuschauer selbst an Open-Airs fast schon per Handschlag. Suchten Stars vor der Pandemie gerne mal kleine Clubs auf, um dort „ihrem Publikum näher sein zu können“ als im massewogenden Stadion, wollten sie es so handverlesen denn nun wohl auch nicht. Bei den Bregenzer Festspielen etwa gab es – seit Äonen undenkbar! – noch Karten bis zur letzten Vorstellung, sogar noch am Abend.   

Das Publikum bleibt fern, bzw. fernsehend. Die heimische Couch hat ihre unheimliche Anziehungskraft über lange Monate perfektionieren können, nun wirkt sie sich offenbar aus. Die allzu „bequeme“ Ausrede: Corona! Dabei hatte man noch vor Monaten ganz anders „gesprochen“, aber was interessiert das Geschwätz von gestern?!

Stattgegeben: „Vorsicht“ mag bei dem einen oder der anderen nachvollziehbar sein. Wenn die Zuschauerrolle aber zur „Rolle rückwärts“ wird, reißt man damit auch gleich den Veranstalter in den Abwärtsstrudel.

Gerade beim Theater oder auch bei Sponsorenunterstützten Events „zahlt“ man mit „seiner Karte“ nur anteilig den riesigen Aufwand und, wenn man meint, nicht hingehen zu müssen, ohne wenigstens Bescheid zu geben, weil „man habe ja bezahlt“, ist das im besten Falle Unwissenheit. Denn pandemiebeschränkte Sitzreihen so noch mehr „sinnentleert“ und nicht anderen (manchmal auch finanziell Schwächeren) Interessierten, hier eine Chance der Teilhabe zu lassen, ist asozial.

Kein Wunder, haben manche Veranstalter die Bühne bereits resigniert verlassen – und zwar für immer.

Markus Hotz