Am Rande der naturbelassenen Moorlandschaft zwischen Hundwiler Höhe und Kronberg sprudelt eine besondere Quelle: Gontenbad. Früher war das nur ein regional bekanntes Mineralwasser. Dank der Lancierung von Flauder avancierte Goba zu einer national gefragten Marke – das Schmetterlingsgetränk gehört zu den erfolgreichsten Innovationen auf dem Schweizer Getränkemarkt; es feiert heuer das 20. Jubiläum.
„Nach meinem Eintritt in den Familienbetrieb 1999 suchten wir einen neuen Weg, der die Verbindung zwischen der Appenzeller Tradition, auf die wir stolz sind, und dem modernen Zeitgeist, der inzwischen in Gontenbad Einzug gehalten hat, zum Ausdruck zu bringen“, erinnert sich Gabriela Manser. „Wir nahmen das Dialektwörterbuch hervor und stießen auf Flickflauder, innerrhodisch für Schmetterling. Flauder – das wars.“ Im Frühling 2002 verließ zum ersten Mal ein Flickflauder mit rosa-gelbem Etikett und Schmetterling auf der Rückseite die Goba und machte sich mit leichten Flügeln auf, die Welt zu erkunden, Herzen zu erobern und Gaumen zu erfreuen. Seither hat er dem ganzen Unternehmen buchstäblich Flügel verliehen. Das Erfrischungsgetränk mit Holderblüten und Melisse bekam dabei immer neue Artgenossen: Flauder Holder, Flauder Isfee, Flauder Minz und Flauder Yolo mit Yuzu-Direktsaft. Zum 20. Jubiläum ist die Flauder-Familie neben Sirup, Punsch, Likör, Konfitüre, Gelee Küssli und Pralinés noch um Nidelzeltli – Sahnebonbons – gewachsen.
Leuchtturm in Appenzell – Kräuterkammer in Bühler
Flauder ist aber auch Namensgeber für die Erlebniswelt Flauderei in Appenzell; der zweite Teil des Namens ist eine Referenz an die hier zuvor domizilierte Metzgerei. Damit hat Goba in bester Passantenlage endlich ein Schaufenster bekommen, um sich mit der Gesamtheit der Produktepalette gebührend zu präsentieren. Die Flauderei ist ein kleines Schlaraffia: Es können praktisch alle 62 eigenen Manufakturprodukte probiert werden, wie das neue Mineralwasser Charisma mit Weihrauchhydrolat oder diese Flauder-Nidelzeltli.

Für so viele Erzeugnisse braucht es natürlich einen leistungsfähigen Manufakturbetrieb. Dieser wurde 2014 zusammen mit der ausgelagerten Logistik in Bühler eingeweiht. Hier wurde dem Kerngeschäft ein Zweig hinzugefügt, in dem viele regionale Kräuter, Beeren und Blüten die Hauptrolle spielen. Die Manufaktur-Spezialitäten reichen von erlesenen Bittern und Likören über Punsch, Sirup und Konfitüren bis zu Teemischungen.
Die Manufaktur alimentiert natürlich immer noch zu einem großen Teil die Flauderei; der andere Teil der Produktion wird an die vielen Händler in der ganzen Deutschschweiz geliefert, welche Manufaktur-Produkte vertreiben, von Blumenläden über Bäckereien bis zu Drogerien.
Vorbildliches Kreieren – nachhaltiges Wirtschaften
Das Elaborieren der Produkte ist das eine, doch vorher braucht es das Aushecken und nachher das Bewerben. Wer erfindet eigentlich all die außergewöhnlichen Namen? Gabriela Manser verrät: „In Gontenbad wird ja ständig getüftelt. Die Kreativprozesse passieren aber in einem eingespielten Team, dem Forum Zukunft als Denkrunde. Wir treffen uns regelmäßig einen halben Tag in einer Gruppe, die aus internen und externen Köpfen besteht, etwa einem Kurator, der ein tolles Sprachgefühl hat. Dieses Gefäß ist unser Innovationsmotor, da wird der Teig geknetet!“

Als sich Gabriela Manser zur Übernahme der Goba entschied, hatte sie zwar viel pädagogische Erfahrung, aber wenig Ahnung vom Mineralwassergeschäft. Immerhin war sie wild entschlossen, mit keck-frischen Ideen dem angestammten Familienbetrieb eine Zukunftsperspektive zu verleihen. Als Kindergärtnerin und Schulleiterin hat sie viel Beziehungs- und Führungsarbeit gelernt – eigentlich genau das, was auch im Verkauf gefragt ist: Selber groß denken und die kleinen Schritte mit dem Team gehen. „Es war ein Sprung in sehr kaltes Wasser“, verrät Manser. Zum Glück gelang die Namensänderung von Alpstein Mineral in Appenzell Mineral laut, leise, still (entsprechend dem Kohlensäuregehalt) als erster Relaunch. „Appenzell als Sympathieträger ist gewiss eine Verkaufshilfe – das nutzen wir gerne auch“, räumt die Goba-Chefin ein. Doch den etablierten Marken erfolgreich das Wasser abgraben, das ist eine ganz andere Herausforderung: „Wir müssen unsere geringe Größe mit Esprit, Kreativität und Service ausgleichen, mit Imagebildung und Geschichtenerzählen – etwa, wie unser mundiges Mineralwasser mindestens 25 Jahre durch den Alpstein sickert.“ Und erst recht die ganze Flauder-Saga…
Geholfen hat natürlich auch die große Reputation, welche die Patronne als Jungunternehmerin bald erfahren hat. Sie wurde als Referentin zu Wirtschaftsveranstaltungen und als Gastdozentin bei Seminaren an der Universität St. Gallen geladen. Natürlich kam dies nicht von ungefähr – ihr Firmenleitbild ist in der Tat beispielhaft: „Wir wirtschaften so, dass es sich rentiert, ohne dabei unsere Quelle auszubeuten.“ Natürlich denkt Goba längst ökologisch, ökonomisch, sozial und auch regional nachhaltig.
Nachfolgelösung soll Flauder weiter fliegen lassen
Was in der Tat auch aufgeht: In den letzten zwei Jahrzehnten verzehnfachte sich die Getränkeproduktion von zwei auf knapp 20 Millionen Flaschen – womit Goba aber immer noch zu den kleinen Mineralwasserproduzenten der Schweiz gehört.
Seit gut fünf Jahren haben sich Manser und ihr Umfeld aktiv mit einer Nachfolgelösung in ihrem Sinne beschäftigt. Ein Spekulationsobjekt wollten sie nicht werden, nicht Teil eines riesigen Konzerns. Mit der F.G. Pfister Stiftung hat die Goba AG diesen Frühling den Wunschpartner gefunden, der die gleichen Werte teilt. „Ein Traditionsunternehmen und eine in einer Stiftung bewahrte Unternehmertradition verbinden sich, um die Goba-Geschichte weiterzuschreiben“, so Gabriela Manser. Sie wird weiterhin als Verwaltungsratspräsidentin und neben Kurt Widmer vorläufig auch als Co-CEO tätig sein.
www.goba-welt.ch