Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten für eigentlich alles: Ich suche oder ich finde!

„Serendipität bezeichnet das Prinzip der Zufälligkeit einer ursprünglich nicht angestrebten Entdeckung“ – heutzutage leiden wir im positiven oder negativen Sinne alle an „Serendipität“. Positiv: Ich suche etwas und finde was ganz anderes. Negativ: dasselbe.

Viagra, Amerika, der Klettverschluss, Teflon, die Röntgenstrahlen, Penizillin, selbst das Internet – ihre glücklichen Entdecker suchten nach etwas anderem. Doch darin enthalten ist das grundsätzlich Fatale: Eigentlich haben sie nicht gefunden, wonach sie suchten.

Ein Umstand der uns tagtäglich vor Augen geführt wird, wenn wir eine der unsäglichen Suchmaschinen (Nomen est omen!) bedienen. Sie suchen nach der einen, bestimmten, leckeren Rosine im irrsinnig aufgeblähten Googlehupf und finden vor lauter Gekrümel: nix. Maschinen – angeblich die Suche transparent machend – die tatsächlich selbst völlig intransparent sind, und nur wenn es sich „ergebnis-optimiert“ auf die Bilanz des jeweilig bevorzugten werbegeldgesteuerten Konzerns bezieht zu 100 Prozent treffsicher. Nach einer Findemaschine wird übrigens bis heute vergeblich gesucht …

„Suchen“, schreibt Herrmann Hesse, „heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt viel mehr: frei sein, offen stehen und kein Ziel haben.“ Er selbst fand seinerzeit auf der Höri wohl nicht das, wonach er suchte, und zog weiter. 

Finden also macht glücklich, suchen nervt. Wer klassische Medien bevorzugt, stellt fest: Ich finde etwas. Wie hier in akzent. Wir suchen für Sie etwas aus, überlegen vorab, was für Sie passend sein könnte, und präsentieren es Ihnen dann. In der Tat sorgt das bei nicht wenigen Menschen in der Region für monatliche Glücksgefühle. Oft umschreiben uns die Menschen, die uns begegnen, dies als „das Konzert/diese Ausstellung/den neuen Laden habe ich bei Euch entdeckt“. Finden als die schönste Form: Entdeckung. Auch gut gemachte (darauf kommt es an!) klassische TV-Formate, Zeitungen oder Magazine funktionieren so: Man bietet etwas an. Zunehmend leider weniger …

Virtuelle Medien arbeiten dagegen anders: Das eigene Such(t)verhalten bestimmt die weiteren Suchoptionen, verengt zusehends den Fokus unbemerkt (oft heimlich werbe- oder absichtgesteuert), bis die Suche zur eintönigen Bestätigung dessen verkommt, „was man ja immer schon gewusst hat“. Wenn dem Findungsprozess letztlich keine überraschende Entdeckung mehr folgt, dann fehlt allerdings das an sich glücklich machende Moment.

Dass die Welt tatsächlich eher einem Oval gleicht denn einem Rund und der Mensch ein grundsätzlich Suchender ist, von Geburt bis zum Tode, sollte Sie beim Eiersuchen also demütig stimmen und … „Oh – ein Osterei! Wie schön …“

findet Markus Hotz, Herausgeber

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