Im Corona-Jahr ist vieles liegen geblieben oder aus anderen Gründen nicht ins Heft gekommen. Ein paar Objekte und Fotomotive sollen aber nicht ganz untergehen – deshalb gibt es hier ein paar Fundstücke aus der Welt der Architektur und der Gestaltung.
Steine für den Hof
Die Monarchie und der Adel mit ihren ganzen Privilegien sind in Deutschland seit dem Beginn der Weimarer Republik abgeschafft, in Österreich auch die Namen, die feudale Verhältnisse ausdrücken. Aber auch hier am Bodensee gibt es Häuser, deren Repräsentanten sich noch gerne mit seltsamen Formeln anreden lassen. In der guten alten Zeit der Monarchie hatten die Königshäuser ihre Lieferanten für Waren wie Brot und Juwelen, die mit einem entsprechenden Wappen „geadelt“ waren. So kennen wir es heute noch aus dem Vereinigten Königreich, wo bekannte Firmen mit dem Prädikat „By Appointment to Her Majesty the Queen“ ausgezeichnet sind. Der frühere Steine-Lieferant des württembergischen Königs schmückt sich heute noch mit der Auszeichnung „königlicher Hoflieferant“. Die auf der Ostalb ansässige Firma sagt dazu, sie „lieben Tradition ebenso wie Innovation“, und eine Kopie der Urkunde hänge im Besprechungsraum (das Original im Tresor). Wer sich mit Steinen der Firma den Hof pflastern lässt, kann sich demnach ein bisschen wie ein König fühlen. Ob die Firma heute noch die Hofkammer des Hauses Württemberg beliefert, ist nicht bekannt.
www.braun-steine.de
Holzbauer, Steinbauer, …
Auch in der Baubranche gibt es Firmennamen, die vom Gründer abgeleitet sind und einfach zur Branche passen. Ebenso haben manche Architekten Namen, die zum Beruf und zur Region passen, wie die in Vorarlberg tätigen Clemens Holzmeister (1886 – 1983) und Wilhelm Holzbauer (1930 – 2019). In manchen Fällen denkt man als Passant auch, bei dem Namen hätte der Besitzer heiraten und den der Frau annehmen sollen – aber als Journalist sollte man sich ja an das Prinzip „no jokes about names“ halten, denn für ihre Namen können die wenigsten etwas. Bei einer Vorarlberger Baufirma mit dem Namen Schadenbauer denkt man dann doch, die Firma ist sicher gut gegen Schäden versichert.
www.schadenbauer.at
Graue Steine, blaue Steine
Das Thema der Steingärten ist seit einigen Jahren in allen Medien präsent, nicht zuletzt durch die Initiative „Gärten des Grauens“, die auch in dieser Rubrik schon vorgestellt wurde. Manchen Gartengestaltern genügt die einfache graue Schotterfläche nicht, sie muss auch etwas gefärbt sein. In den Außenanlagen einer Firma im Thurgau, die Spezialfahrzeuge in eher unauffälligen Farben (wie Graugrün) produziert, ist das Blau besonders kräftig. Vielleicht ist das nur eine Referenz an die Farbe des Jahres und wird im kommenden Jahr durch eine andere Farbe abgelöst. Blau, genauer gesagt das „Classic Blue“, wurde vom Pantone Colour Institute als „Farbe des Jahres“ für 2020 ausgewählt, mit der folgenden Begründung: Blau beruhigt und vermittelt ein Gefühl von Harmonie und Geborgenheit. In einer Zeit, in der uns der technologische Fortschritt zu überrollen droht, ist es nur natürlich, dass wir uns verstärkt zu soliden, ruhigeren Farben hingezogen fühlen.
Am Anfang ist die Idee
Was am Anfang eines Bauprojekts steht, ist oft eine Frage der Perspektive oder des Berufs. Für die einen ist es der Bauantrag, für die anderen ist es der erste Bauplan und für den Polier ist es die erste Baggerschaufel. Ein Schweizer Architekturbüro sagt einfach: „Bauen beginnt im Kopf.“ Vielleicht beginnt es auch mit dem leeren Blatt Papier, auf dem die erste Skizze entsteht. Damit wird hier ein Thema fortgesetzt, das vor zwei Jahren im Dezember unter dem Titel „Bau-Texte“ angefangen hat. Damals ging es um originelle Sätze, mit denen heute auch Baufirmen an den Baustellen für sich werben.
Text + Fotos: Patrick Brauns