Allerorts funkeln die Schaufenster, glänzen die festlichen Straßenbeleuchtungen, locken weihnachtliche Dekorationen – und Angebote. Leider immer mehr auch „die Falschen“ an.

„Frohlocken“ werden nicht alle Händler. Obschon etwa trotz aufkommender (weil herbeigeschriebener!) Krisenstimmung rund um den See kaufenundkonsumieren wie nie zuvor angesagt ist. Denn derzeit ist der einzige robuste Trend, dass der Binnenmarkt brummt: Kunststück – wenn die Kohle eh nix mehr wert ist.

Apropos: „Nix wert!“. Persönliche Beratung ist vielen „nix wert“. Ständig wird genöhlt, dass man ja „kaum mehr gute Fachgeschäfte habe und überhaupt – das Personal ja auch immer schwieriger, weil sowieso inkompetenter, als der achso aufgeklärte Kunde heutzutage ja selbst sei“ … Doch von „Nix“ kommt halt auch „Nix“! Wer nix zahlen will, kriegt auch nix an Beratungsleistung. Oder doch?! Kompetent beraten lässt man sich nämlich dann doch gerne vor Ort, aber kaufen tut man da, wo‘s vermeintlich billig ist. Also geht man bummeln und shoppen im Schtädtle – und kauft danach (und zwar unmittelbar) im Netz. Besonders beratungsintensive Produkte – HiFi, TV, Kaffee- oder Waschmaschinen – lässt man sich „vor Ort“ vom Fachhändler hingebungsvoll erläutern. Und dann verlässt man mit der Zauberformel „Vielen Dank für die tolle Beratung, wir überlegen uns das noch …“ schleunigst das Geschäft, um gegenüber am Glühweinstand sofort online das Gewünschte suuuuperbillig zu ordern. Da leuchten dann die Augen im Lichterglanz der Schaufenster gleich doppelt, und der Glühwein schmeckt nochmal so gut. Via ebenso günstig erworbenem Smartphone (smart kommt hier von smart shoppen) kann man die erfolgreiche Schnäppchenjagd gleich auch in Echtzeit seinen neidischen Followern twittern und erntet in den (a)sozialen Medien frenetische Daumen-Allzeithochs. Sowas spornt an und gleich geht’s weiter mit Weihnachtsshopping, etwa mit italienischen Designerleuchten, Uhren, schicken Sofas, und und und …

Dass Licht allerlei „Ungeziefer“ anlockt, ist übrigens ein Effekt, den die lokal engagierte Händlerschaft beim Aufhängen „ihrer“ Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen sicher nicht unbedingt im Auge hatte. By the way: Lichterketten machen bei „Ketten“ oft Schluss, weil unterbezahlte Filial-Manager vor Ort ohnehin nix entscheiden dürfen (oder schon mal einen sexy beleuchteten KIK gesehen?).

So schleppen engagierte Fachhändler gleich doppelt so viel Ballast mit: trittbrettfahrende Nachbarn und trittbrettfahrende Kunden. Da kann man getrost mitfahren, bis die „Karre feststeckt“, denn Trittbrettfahrer sind ja bekanntlich auch schnell wieder „abgesprungen“.

Und wenn man dann schon grad mal steht und innehält: Machen Sie doch dringend noch ein Foto von dieser festlich beleuchteten Umgebung. Und posten Sie es, bevor sie aufs nächste Trittbrett hüpfen. Kann man später schööön angucken zuhause und noch seinen Enkeln unterm Weihnachtsbaum erzählen, dass man „damals, als eh alles besser war“ nicht nur zur Weihnachtszeit noch „glänzende Geschäfte“ machen konnte …

Auch manch Händler hat dabei übrigens noch etwas feuchten Glanz in den Augen: Ist halt Wein-Nachten …

Markus Hotz, Herausgeber

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