Zehn Jahre Museum Haus Dix: Das Kulturdenkmal in Hemmenhofen feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum mit besonderen Führungen, einer Ausstellung anlässlich Nelly Dix’ 100. Geburtstag und freiem Eintritt am 10. und 30. September. Als Leuchtturm der regionalen Kultur strahlt das Museum weit über die Höri hinaus.
Seit Juni 2013 präsentiert sich das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malers Otto Dix in einer vom Kunstmuseum Stuttgart erarbeiteten Museumskonzeption, die den Alltag einer Künstlerfamilie in der Nachkriegszeit erfahr-bar macht. Und nicht irgendeiner Künstlerfamilie: Geboren 1891, zählt Otto Dix heute zu den wichtigsten Malern des zwanzigsten Jahrhunderts und etablierte sich in den 1920ern zum führenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Doch mit Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliert er seinen Lehrstuhl an der Kunstakademie Dresden und flieht mit seiner Familie an den Bodensee – in die unmittelbare Nähe zum neutralen Schweizer Ufer.
„Wie konnte man denn emigrieren, wenn man hier einen Stall voll Bilder hat? Da wären die Nazis gekommen und hätten alles beschlagnahmt. Das ist doch unmöglich!“
Otto Dix
Nach einem Zwischenstopp in Randegg zieht Familie Dix 1936 in ihre neu errichtete Villa in Hemmenhofen, deren Bau nur durch eine Erbschaft von Ehefrau Martha Dix möglich ist. Das neue Heim mit Blick auf den See wirkt sich auf Otto Dix’ Schaffen aus. Statt Großstadtszenen und Krieg, widmet er seine Aufmerksamkeit zunehmend der Landschaft am Bodensee.
Doch nicht nur Otto Dix, sondern auch seine Tochter Nelly Dix hat großes künstlerisches Talent. Sie verfasst Erzählungen, malt und korrespondiert mit großen Denkern ihrer Zeit. Die große Ausstellung anlässlich ihres 100. Geburtstag legt Zeugnis ab über eine vielseitig begabte Frau, die sich aufgrund ihres frühen Todes im Alter von 31 Jahren als Künstlerin nicht etablieren konnte. Sowohl Otto als auch Nelly Dix lassen ihrer Kreativität in den eigenen vier Wänden freien Lauf. Bemalte Möbel, Gemälde – selbst die Kellerwände werden von Dix und seinen Gäste bei einem Fastnachtsfest 1966 bemalt.
Über ihrer beider Tod hinaus bleibt die großzügige Villa bis 1989 der Stammsitz der Familie. Seit 2005 steht das Haus unter Denkmalschutz und wird als Museum genutzt, seit 2013 vom Kunstmuseum Stuttgart als Außenstelle betrieben. Zeit- und Kunstgeschichte werden in dem denk-malgerecht restaurierten Wohnhaus lebendig. An den Stellen, an denen die ursprüngliche Ausstattung und Originalmöbel heute nicht verfügbar sind, geben abstrahierte Rekonstruktionen einen Eindruck des Raumes von damals. Auch die Kunstwerke, die einst im Wohnbereich hingen und sich heute weltweit verstreut in Museen und Sammlungen be-finden, sind in Form von Reproduktionen an ihren ursprünglichen Platz zurückgekehrt.
Wenn diese Wände nur erzählen könnten! Ein Mediaguide kommt diesem Wunsch sehr nahe und weiht die Museumsbesucherinnen in „Interna“ ein: faszinierende Geschichten über Familie Dix und ihr Haus, Details zu Kunstwerken, Anekdoten aus dem Familienleben und persönliche Erinnerungen des jüngsten Sohns Jan Dix. Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat gelangen die Besucherinnen bei einer Führung (nur mit Voranmeldung) auch in die entlegeneren Teile des Hauses. Anschließend laden der idyllische Garten mit seinen Terrassen und das Museumscafé zum Verweilen ein für einen rundum gelungenen Besuch im Haus der Familie Dix.
10.09. | Tag des offenen Denkmals
30.09. | 10-Jahre-Jubiläumstag
Saison noch bis 31.10., Mi bis So, 10-17 Uhr
Museum Haus Dix
Otto-Dix-Weg 6
D-78343 Gaienhofen-Hemmenhofen
www.museum-haus-dix.de
Text: Anne Prell
Foto: Kunstmuseum Stuttgart