Bislang sind Netzgehege im Bodensee verboten. Aus gutem Grund, davon sind die Fischereiverbände rund um den See überzeugt. Nachdem im letzten Jahr bekannt wurde, dass die Genossenschaft RegioBodenseeFisch mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums plant, bis zu zwölf dieser Anlagen im Überlinger See zu platzieren, wird heftig diskutiert.

Die Fischereiverbände rund um den Bodensee wollen keine Fischzucht, weil sie der Überzeugung sind, dass dadurch das ökologische Gleichgewicht am See beeinflusst werden würde. Möglich seien auch Übertragungen von Krankheiten auf den Wildbestand. Die Berufsfischer sehen durch die geplanten Anlagen, in der jährlich rund 600 Tonnen Felchen produziert werden sollen, ihre Lebensgrundlage gefährdet. Angst besteht, dass auf erste erlaubte Fischmast-Anlagen schnell weitere Nachahmer folgen, mit unübersehbaren Folgen für das einzigartige Biotop. Ihrer Ansicht nach gelte es vielmehr, die Wildfischbestände zu stärken und deren Lebensbedingungen im See zu verbessern, damit die Bestände wieder zunähmen. Sie setzen auf Wildfang aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei und haben hier besonders den Blaufelchen im Blick, der in natürlicher Form nur am Bodensee vorkommt und als besondere Delikatesse geschätzt wird.

Anita Koops, Sprecherin des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands. Foto: Felix Kästle/Archiv

Auch andere befürchten, dass die Massentierhaltung im Bodensee Auswirkungen auf Trinkwasser und Gewässerökologie haben würde. Sie sehen zudem negative Folgen für den Tourismus, geben zu Bedenken, dass Schifffahrt und Wassersport beeinträchtigt werden könnten. Neben Politikern aus der Region wehren sich auch die betroffenen Gemeinden, die Bodensee-Wasserversorgung und die Internationale Gewässerschutzkommission gegen die geplanten Netzgehege. Mit einem langen Schiffskorso protestierten die Fischereiverbände am 10. Oktober. Die Gegenargumente liegen längst auf dem Tisch, in einem offenen Brief an das Landwirtschaftsministerium haben sich bereits 2017 zweiunddreißig Organisationen gegen Aquakulturen am Bodensee ausgesprochen – darunter Umweltschutz-, Fischerei- und Angelverbände.

All diese Einwände und Sorgen sieht die Genossenschaft RegioBodenseeFisch als unbegründet, betont die benötigte Fläche für die Netzgehege auf dem See sei sehr klein. Zudem würden ihrer Ansicht nach, die Felchen ihr Futter gut verwerten und somit sei keine Verunreinigung des Wassers zu erwarten. Hintergrund ihrer Pläne sind die seit Jahren sinkenden Erträge der Berufsfischer am Bodensee. (sg)

Beitragsbild: Blaufelchen, copyright-coco194-fotolia.com

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